Blogparade-Denkerinnen.blog „Wo wir uns zu Hause fühlen" - Blogparade
„Wo wir uns zu Hause fühlen" - Blogparade

„Wo wir uns zu Hause fühlen“ – Blogparade

Vier Frauen und das Gefühl von „zu Hause“ zu sein. Unterschiedlicher kann es nicht sein.
In unserer Welt ist es schön, es ist witzig, es ist abenteuerlustig und es ist ausgesprochen gemütlich. 
Wir laden dich auf eine wunderschöne „Wo wir uns zu Hause fühlen“ Entdeckungsreise von Norddeutschland bis in die Schweizer Bergwelt ein.

Varika: En Ossi geiht vör Anker!
En Ossi geht vor Anker – Landung im Norden!

2008 wagte ich den Schritt: von Sachsen-Anhalt in den Norden. Klischee-Alarm? Ja, sowas von!
Ossi-Mädchen trifft auf nordische Küste. Was soll ich sagen? Hätte ich mir vorher nicht besser ausdenken können!

Anfängliche Zweifel und herzliche Menschen

Zugegeben, anfangs war ich etwas lost. Plattdeutsch? Hä? Okay, mein Anhaltiner Dialekt ist durchaus auch gewöhnungsbedürftig, aber hey, wir verstehen uns doch… irgendwie. Und die Menschen? Rau, aber herzlich. So mag ich das.

Der Norden ist einfach wunderschön. Okay, manchmal etwas stürmisch, aber dafür gibt es ja Friesennerze in wunderschönen Sonnenblumengelb.

Aber meine wahre Liebe sind diese Horizonte! Da kommt man regelmäßig ins Träumen. 2014 kam dann mein kleines Nordlicht zur Welt. Meine Nordwind-Mädchen, geboren und aufgewachsen am Meer. Was gibt es Schöneres?

Heimatgefühle und neue Herausforderungen

Mittlerweile fühle ich mich hier pudelwohl. Habe mein Plätzchen gefunden, meine Anker ausgeworfen. 2023 gesellte sich dann noch ein vierbeiniger Fellfreund dazu. Ein Chihuahua Rüde, der ebenso wie sein Frauchen in kürzester Zeit zur NordseeFussel geworden ist und den Norden genauso liebt wie ich.

Zwischen Fischbrötchen und Friesennerz

Also, alles gut im Norden? Na ja, fast. Manchmal wünschte ich mir etwas mehr Sonne. Und die Preise hier … sagen wir mal, man muss schon gut kalkulieren. Und wer braucht schon Sonne, wenn man so tolle Horizonte hat?

Fazit: Der Norden ist mein Zuhause. Mit allen Ecken und Kanten. Und ich? Ich bin davon überzeugt, dass ich hier nicht nur gestrandet bin, sondern vor Anker gegangen. Vielleicht bin ich noch nicht vollständig geheilt, aber auf dem besten Weg dahin.

Neues Leben im Norden: Familie und Fellnase

2014 war ein großes Jahr für mich. Nicht nur, dass ich Mutter wurde, ich habe auch meinen Partner kennengelernt. Ein waschechter Nordmann! Was soll ich sagen? Gegensätze ziehen sich an.

Zusammen haben wir ein wunderschönes Zuhause geschaffen. In einem kleinen Dorf an der Küste umgeben von Feldern und Wiesen. Perfekt für unsere Tochter und unseren Hund.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Das Leben im Norden ist nicht immer einfach. Die Winter sind lang und kalt, die Tage kurz und dunkel. Aber hey, dafür genieße ich die Sommer umso mehr.

Und außerdem: Ich habe hier alles, was ich brauche. Eine liebevolle Familie, treue Freunde und einen wunderschönen Ort zum Leben.

Eines ist aber sicher: Ich bin froh, dass ich den Schritt in den Norden gewagt habe. Es war die beste Entscheidung meines Lebens!

Varika Kargougou

In diesem Sinne: Moin, Moin und Prost!

Merve: Das Heimat-Privileg

Krieg und Krisen vertreiben Menschen aus ihrer Heimat. Die vielen Beispiele dazu gibt es in den
Nachrichten. Aber es reichen auch persönliche Krisen, um jemanden aus seinem Zuhause zu
vertreiben, wie es die Denkerinnen Bloggerin Mylène meistern musste und in diesem Beitrag
beschreibt. Wenn wir von Heimat sprechen können, davon wie schön der Regen in der Heimat ist
und wie schön doch die Heimat an sich ist, dann sind wir privilegiert.
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Je schöner also die Heimat ist und je gepflegter,
desto privilegierter sind wir.

Der Zankapfel „Heimat“

Neben vielen Menschen, die den Heimatbegriff zum Zankapfel gemacht haben, gibt es viele
Menschen ohne eine Heimat. Nicht weil sie durch die Länder ziehen und so auf die Welt
gekommen sind, das gibt es sicher auch. Aber gemeint sind Menschen, die vertrieben wurden
und die sich jetzt eine Wahlheimat suchen müssen.
Während die emotionale Heimat meist der Geburtsort ist oder zumindest der Ort ist, an dem die
Kindheit verbracht wurde, ist die Wahlheimat dort wo die Person „satt“ wird, also wo sie ein
sicheres Leben führen kann.
Und um noch einmal auf den Zankapfel Heimat zurück zu kommen: Ein Ort kann mit Sicherheit
die Heimat von vielen unterschiedlichen Menschen sein. Diese Menschen müssen sich
untereinander noch nicht einmal mögen, um eine gemeinsame Heimat zu haben. Deswegen
denke ich, dass meine Heimat auch Ihre Heimat ist.

Viele Orte können meine Heimat sein

Wir müssen nicht ausschließlich an einem Geburtsort beheimatet sein. Wir können an vielen
verschiedenen Orten beheimatet sein, wie etwa in Buchhandlungen und Bibliotheken. Die
Denkerinnen Bloggerinnen Varika und Kathy haben auch schöne Heimatsgeschichten. Varika ist
beispielsweise im Norden beheimatet, in ihrer Wahlheimat, die zu einer emotionalen Heimat
wurde. Kathy ist in der ganzen Welt Zuhause.

Merve Autorin Denkerinnen Blog
Und ich? Ich bin überall beheimatet.

2019/2020 war ich sieben Monate in Kyoto Japan „beheimatet“.
Es ist ein irrsinniges Gefühl sich derart an einem Ort Zuhause zu fühlen und trotzdem so wenig davon zu kennen. Klar habe ich vorab recherchiert, wie es so ist in Kyoto, aber es zu erleben ist eine andere Sache.
Ich habe mich in Hamburg, Frankfurt und Hanau beheimatet gefühlt, weil ich dort studiert und gewohnt habe. Und ich fühle mich in Bielefeld Zuhause, weil dies mein Geburtsort ist und meine emotionale Heimat ist.
Ob ich Bielefeld jemals wieder für längere Zeit verlasse?
Bestimmt mit dem Fernweh. Wohin es mich dann treibt, weiß ich noch nicht.

Kathy: Als das Fernweh mir Flügel verlieh

Unterwegs zu sein, immer der Nase nach, ist für mich immer eine spannende Reiseroute.
Fernab meiner Heimat, zwischen den Großstädten Köln und Düsseldorf mit ihren beiden internationalen Flughäfen, die die Anbindung an die Welt so kinderleicht gestalten lassen.

Alte Steine mit interessanter Architektur warten im östlichen Mittelmeer auf mich. Ob in Athen auf der Akropolis, oder bei der beeindruckenden Durchfahrt durch die Dardanellen bei Sonnenuntergang in Richtung Istanbul.

  • Limassol – Insel Zypern: entspannter Spaziergang durch die historische Altstadt
  • Athen/Piräus – Festland Griechenland: Panoramafahrt vorbei an den wichtigsten Bauwerken von Athen. Besichtigung des Nationalmuseums, der Akropolis und der Plaka (historischen Altstadt) um ein schmackhaftes Mittagessen zu genießen.
  • Volos – Festland Griechenland: Fahrt in einem klimatisierten Reisebus vom Hafen Volos in Richtung Meteora. Besichtigung mehrerer Klöster.
  • Istanbul – Festland Türkei: Stadtspaziergang – auf eigene Faust, abendliche Bootsfahrt auf dem Bosporus
  • Izmir – Festland Türkei: Stadtspaziergang – auf eigene Faust
  • Thira und Oia – Insel Santorin: Panoramafahrt nach Oia zu einem kurzen Sightseeing- und Shopping-Aufenthalt. Anschließend zu einer Weinkellerei mit einer wunderschönen Außenterrasse. Im Anschluss an die Weinprobe besuche ich die Inselhauptstadt Thira.
  • Marmaris – Festland Türkei: Stadtspaziergang – auf eigene Faust. Bootsfahrt mit Gertud (dt. Auswanderin) entlang der Künste mit Halt in einer Bucht für einen Badestopp. Es ist absolut empfehlenswert und wirklich traumhaft. Gertrud hatte ihren leckeren Walnusskuchen gebacken und die Getränke waren auch günstig.

Meine Heimat ist seit mehr als 10 Jahren die große weite Welt.

Kathy Schwack

Ich bin neugierig auf gelebte Traditionen zu Land und zu Wasser

Der Geruch des Meeres lässt mich nicht mehr los. Die gesunde Mittelmeerküche und der Geschmack der Karibik, Mittel- und Südamerika, lassen mich immer an wunderschöne Orte zurückkehren. Über den Tellerrand blicken, neue Erfahrungen machen und als wichtige Stationen in meinem Leben bezeichnen.
Komm‘ mit mir auf eine wundervolle Reise um die Welt und bleibe unter Ahoi und Moin Moin auf dem Laufenden.

Mylène: Heimatgefühl.
Von Bergen und Selbstbestimmung 

Die Kurven meines bisherigen Lebens gleichen schon fast den wunderschönen und unberechenbaren Bergen hier in der Schweiz. Ich schaue gerade aus dem Fenster, von meinem aktuellen Zuhause und blicke auf diese königlichen Berge (Churfirsten) mit den schneebedeckten Gipfeln. Sie spiegeln sich im darunter liegenden, mystisch wirkenden Walensee und lassen meine Gedanken kurz in die vergangene turbulente Zeit abschweifen. Die Höhen und Tiefen in meinem Leben haben mich früh gelehrt, dass für mich das Heimatgefühl mehr ist als verbunden mit einem festen Ort in der Schweiz zu sein, es mehr ist als eine langjährige schöne Mietwohnung und ein gewohntes Umfeld zu haben. Ich habe gelernt, flexibel zu sein, dass Materielles jederzeit kommen und gehen kann. Dass neben dem Wertvollsten in meinem Leben, mein Sohn, das Nicht-Sichtbare, meine Fähigkeiten, meine Gedanken, Dankbarkeit und wundervolle Freundschaften mir immer das Gefühl von Sicherheit und Stabilität geben. Egal was kommt. Eben mein Gefühl von „Zuhause und Heimat“. Dass ich überall (über)leben kann, wenn ich mich nur vollkommen dem Umfeld und den Menschen öffne, meine Neugier und die positive Sicht auf Veränderungen beibehalte. 

Doch innerhalb kurzer Zeit mussten mein Sohn und ich zwischen 2023 und 2024 drei Mal unser Zuhause wechseln. Die bisherigen festen familiären Strukturen lösten sich von heute auf morgen auf, ich musste mich neu sortieren und meine Selbstbestimmung wiederfinden. Es riss uns aus der bisherigen Realität und ließ mich ein Gefühl der Heimatlosigkeit und der Unsicherheit spüren, wie schon lange nicht mehr. Da war es. Ich hatte meine wertvollsten Werkzeuge einfach vergessen, sie in eine mentale Ecke irgendwo in meinem Gehirn abgelegt und ihnen nur flüchtig Beachtung geschenkt. 

Ich hatte vergessen, dass dieses Sicherheitsgefühl, Stabilität, Selbstbestimmung und mein Heimatgefühl nicht abhängig von anderen Menschen, der Familie oder äußeren Einflüssen ist, sondern allein in mir, meinen Gedanken und Gefühlen entsteht. Dass ich das wahre Gefühl der Verbundenheit nicht in den Wänden aus Stein oder einer familiären Struktur finde, sondern in der Freiheit meines Geistes. Die Berge, grünen Wiesen, rauschenden Wälder und den See werde ich immer lieben, doch das Herz meiner Heimat schlägt in meiner inneren Einstellung. Es ist die Neugier, die Offenheit gegenüber den Menschen und Kulturen, die mein Heimatgefühl prägen. Das Gefühl, den Tag so zu gestalten, wie ich es möchte, unabhängig von meinem Standort, das ist mein wahres Zuhause. Und sollte ich das jemals wieder vergessen, dann weiß ich, wo ich die wahre Bedeutung meines Heimatgefühls finde. In der Tiefe meines Herzens und der Selbstbestimmtheit meiner Seele.

Auf die tolle Idee zu diesem Thema einen Beitrag zu schreiben hat uns Edith Leistner gebracht.